Wenn der neue Chef noch ein Grünschnabel ist

Wenn der neue Chef noch ein Grünschnabel ist

Normalerweise schenken Mitarbeiter Chefs und direkten Vorgesetzten Vertrauen und begegnen ihnen mit Respekt. Aber was, wenn der neue Chef ein ganzes Stück jünger ist als sein Team?

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Dass talentierte Nachwuchskräfte und die sogenannten Young Professionals zunehmend Führungspositionen übernehmen, bringt es mit sich, dass die Konstellation “junger Chef – ältere Mitarbeiter” immer häufiger zustande kommt.

Das Problem an der Sache ist nur, dass reichlich Konfliktpotenzial entsteht, wenn zwei Generationen mit unterschiedlichen Meinungen und Haltungen aufeinanderstoßen. Das ist im Privaten so – und auch im Beruf nicht anders.

 

Wenn der neue Chef noch ein Grünschnabel ist

Dass es alle Beteiligten vor eine Herausforderung stellt, wenn ein junger Chef deutlich älteren Mitarbeitern vor die Nase gesetzt wird, hat im Wesentlichen drei Gründe. Der erste Grund ist die Erfahrung. Viele ältere Mitarbeiter sind oft schon lange Jahre für das Unternehmen tätig und können auf reichlich Berufserfahrung zurückblicken.

Sie sind alte Hasen im Geschäft und finden auch durchaus Gefallen an diesem Status. Sie genießen es, die Erfahrenen zu sein, die um Rat gefragt werden und aufgrund Ihres Wissens immer eine Lösung parat haben. Taucht nun aber ein Grünschnabel auf, der auch noch als der neue Chef präsentiert wird, macht sich Skepsis breit. „Was will der mir denn erzählen? Der kommt frisch von der Schule und kennt vielleicht die Theorie.

Vom echten Berufsalltag hat der doch aber gar keine Ahnung.“ ist ein typischer Gedanke, der so manchem Mitarbeiter durch den Kopf schießt. Damit tut sich die erste Konfliktquelle auf. Aus Sicht der langjährigen und erfahrenen Mitarbeiter fehlt dem jungen Chef schlicht und ergreifend Praxiswissen. Dies führt dazu, dass sich die Mitarbeiter weniger sagen lassen und es für den jungen Chef schwerer wird, sich Anerkennung und Respekt zu verschaffen.

Der zweite Grund ist, dass in vielen Situationen unterschiedliche Ansichten aufeinandertreffen. Die alten Hasen möchten gerne bei ihren bisherigen Methoden bleiben. Schließlich wurden diese Abläufe über Jahre erprobt und die Lösungen haben sich bewährt. Warum sollte etwas verändert werden, das gut funktioniert?

Der junge Chef hingegen möchte gerne neue Wege gehen, innovative Ideen umsetzen und die vorhandenen Abläufe optimieren. Er will die Arbeitsweise effizienter gestalten und modernisieren, um noch schneller noch größere Ziele zu erreichen. Außerdem möchte er natürlich das, was er während der Ausbildung oder des Studiums gelernt hat, in den Unternehmensalltag einbringen. Doch gerade neue Ansätze stoßen bei älteren Mitarbeitern längst nicht immer auf Begeisterung.

Der dritte Grund für drohende Konflikte ist der mitunter recht lockere Führungsstil, den viele junge Chefs pflegen. Das „Du“ am Arbeitsplatz, flache Hierarchien, ein eher freundschaftlicher Ton und immer wieder gemeinsame Aktivitäten auch nach Feierabend sollen das Teamgefühl stärken und die Basis für eine gute Zusammenarbeit schaffen.

Doch dieser neue Ton irritiert so machen älteren Mitarbeiter. Zudem legen gerade ältere Kollegen oft Wert auf eine klare Trennung zwischen Beruf und Freizeit und möchten die Grenzen zwischen den Mitarbeitern da unten und den Chefs da oben gewahrt wissen. Zu viel Annäherung schürt bei ihnen eher das Misstrauen.

 

Wie die Konstellation Grünschnabel und alte Hasen klappen kann

Natürlich kann die Zusammenarbeit zwischen einem jungen Chef und älteren Mitarbeitern gut funktionieren. Und selbstverständlich kann ein gutes Betriebsklima entstehen, bei dem das Konfliktpotenzial von Anfang an minimiert wird.

Das setzt aber voraus, dass alle Beteiligten ein paar Grundregeln beherzigen:

 

  1. Sich respektvoll begegnen.

Die Grundvoraussetzung für eine gute Zusammenarbeit ist gegenseitiger Respekt. Den Mitarbeitern muss klar sein, dass weniger Berufserfahrung keineswegs mit mangelnder Kompetenz gleichzusetzen ist. Die Geschäftsleitung hat den neuen Chef nicht grundlos eingestellt und auf diese Position gesetzt.

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Vielmehr wird er sowohl mit seiner fachlichen Qualifikation als auch mit den notwendigen Soft Skills überzeugt haben. Zudem erhofft sich die Geschäftsleitung gerade von einem Berufseinsteiger, dass er innovative Ideen mitbringt, ambitioniert ist und Impulse setzt, die für einen frischen Wind sorgen und das Unternehmen mit Blick auf die Zukunft voranbringen.

Andersherum muss aber auch der junge Chef das Wissen und Können seiner erfahrenen Mitarbeiter anerkennen. Nicht jede neue Idee ist gut und nicht jeder Ansatz lässt sich in der Praxis umsetzen. Zudem muss nicht jeder bisherige Ablauf modernisiert und optimiert werden. Nicht selten sind das Wissen und die Erfahrung der Mitarbeiter weit mehr wert als das, was in irgendwelchen Lehrbüchern steht.

 

  1. Offen für Neues sein.

Bewährte Abläufe und die gewohnte Routine sorgen für eine gewisse Sicherheit. Trotzdem können auch alte Hasen noch etwas vom neuen, jungen Chef lernen. Gleiches gilt natürlich für den neuen Chef. Auch er kann von der Erfahrung seiner Mitarbeiter profitieren. Wichtig ist deshalb, dass beide Seiten offen für Neues sind und bleiben.

Die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, voneinander zu lernen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, trägt dazu bei, dass sich alle Beteiligten weiterentwickeln. Gleichzeitig zeugt es von Respekt und Wertschätzung, wenn Vorschläge nicht gleich abgelehnt, sondern erst einmal gehört und ernsthaft durchdacht werden.

 

  1. Nicht den Besserwisser spielen.

Es gibt Mitarbeiter, die dazu neigen, erst einmal alles in Frage zu stellen. Sie möchten jede Anweisung ausdiskutieren und widersprechen gerne. Sie beobachten den neuen, jungen Chef ganz genau und warten nur darauf, irgendwo die Floskel „Das habe ich doch gleich gesagt“ anbringen zu können.

Auf der anderen Seite gibt es Mitarbeiter, die in eine Art Vaterrolle schlüpfen und den jungen Chef gerne an die Hand nehmen möchten. Sie stehen ihm zwar zur Seite, haben aber auch ständig irgendeinen gutgemeinten Ratschlag parat.

Beides ist schwierig und untergräbt die Kompetenz des neuen Chefs. Besser ist, wenn sich die Mitarbeiter zurücknehmen. Natürlich wird der junge Chef Fehler machen. Aber Fehler gehören dazu und jedem unterläuft einmal ein Missgeschick, auch dem aufmerksamsten Mitarbeiter. Und das Alter spielt keine Rolle. Wenn der Chef eine Anweisung gibt, dann hat der Mitarbeiter dieser Folge zu leisten. Braucht der Chef Hilfe oder einen Ratschlag, wird er schon von sich aus danach fragen.

Andersherum sollte sich aber auch der Chef in Zurückhaltung üben. Er sollte seinen Mitarbeitern Vertrauen schenken. Es ist nicht notwendig, dass er ständig hinter ihnen steht, jeden Arbeitsschritt kommentiert und regelmäßig erläutert, wie er es machen würde. Wenn die Motivation im Team nicht verloren gehen soll, muss der Chef lernen, seine Mitarbeiter auch einfach mal machen zu lassen.

 

  1. Frust nicht an anderen auslassen.

Es wird seine Zeit dauern, bis sich der neue Chef und seine Mitarbeiter aneinandergewöhnt haben und zu einem Team zusammengewachsen sind. Das ist völlig normal. Gleiches gilt für kleine Reibereien und Meinungsverschiedenheiten, die sich im alltäglichen Miteinander manchmal einfach nicht vermeiden lassen.

Allerdings sollte der Umgang immer professionell bleiben. Gerade am Anfang spielen nämlich oft die eigene Eitelkeit und verletzter Stolz eine Rolle. So mancher ältere Mitarbeiter ist, jedenfalls wenn er es ehrlich zugibt, ein bisschen neidisch auf den jungen Chef. Vielleicht hätte er seinerzeit auch gerne so einen Blitzstart hingelegt. Oder er wäre gerne befördert worden, statt nun einen neuen Chef vor sich zu haben. Möglicherweise nagt es auch einfach nur an seinem Ego, dass er als gestandener Mitarbeiter Anweisungen von einem Jungspund erhält.

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Auf der anderen Seite kann sich beim neuen Chef Frust einstellen, wenn er das Gefühl hat, dass ihn seine Mitarbeiter nicht ernst nehmen. Um sich Respekt zu verschaffen und die Autorität zu verdeutlichen, neigt manche junge Führungskraft dann dazu, den Chef in übertriebener Form raushängen zu lassen. Persönliche Querelen haben am Arbeitsplatz aber nichts verloren.

Beide Seiten müssen sich gegenseitig eine Chance geben und sich zumindest akzeptieren. Zu einem professionellen Verhalten gehört einfach dazu, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren und persönliche Befindlichkeiten außen vor zu lassen.

 

  1. Das vertrauliche Gespräch suchen.

Wenn immer nur übereinander geredet, aber nicht miteinander gesprochen wird, wird sich die Situation nicht einspielen. Ganz im Gegenteil bekommen Vorurteile immer mehr Nährboden und die Bedenken werden zunehmend größer. Das beste Gegenmittel dafür ist, regelmäßig das Gespräch zu suchen. Unter vier Augen lässt sich vieles schnell und einfach klären.

Gleichzeitig wächst das Vertrauen ineinander und die Distanz baut sich zunehmend ab. Für die Motivation im Team und die Zusammenarbeit sind Gespräche im vertraulichen Rahmen ebenfalls äußerst wertvoll. Denn wenn jeder im Team weiß, dass der neue Chef ein offenes Ohr für Anliegen, Verbesserungsvorschläge oder auch Kritik hat, und andersherum der Chef auf eine faire und offene Kommunikation zählen kann, können viele Konflikte erst gar nicht entstehen.

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Sabine Nauer - Trainingsentwickler und Beraterin in Personalentwicklung, Michael Patzek - Personalreferent, Maike Müller - Trainingscoach für Führungskräfte, sowie Ferya Gülcan - Redakteurin, Unternehmerin und Betreiberin dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Anleitungen und Ratgeber zur Motivation von Mitarbeitern, Weiterbildung von Führungskräften und dem Personalwesen.

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