Führungsstil
Im Zusammenhang mit der Mitarbeiterführung fällt in aller Regel auch das Stichwort Führungsstil. Der Führungsstil beschreibt, wie die Führungskraft gegenüber ihren Mitarbeitern auftritt und wie sie sich im Arbeitsalltag verhält.
Dabei gibt es in diesem Bereich unzählige Theorien, Konzepte und Lösungsansätze. Weitestgehend Einigkeit besteht hingegen darin, dass es den einen, einzigen und immer ideal geeigneten Führungsstil nicht gibt.
Die klassische Einteilung der Führungsstile
Das klassische Modell nach Kurt Lewin unterscheidet zwischen drei Führungsstilen:
- Der autoritäre Führungsstil:Der autoritäre Führungsstil wird auch als hierarchischer Führungsstil bezeichnet. Er kennzeichnet sich dadurch, dass die Führungskraft klare Anweisungen und Anordnungen an ihre Mitarbeiter weitergibt.Die Mitarbeiter werden nicht in die Entscheidungen einbezogen und Widerspruch wird nicht geduldet. Stattdessen haben die Mitarbeiter ihre Aufgaben so zu erledigen, wie es ihnen aufgetragen wurde. Die Abläufe werden kontrolliert, bei Fehlern drohen Strafen. Für die Führungskraft stehen Fakten, Leistungen und Ergebnisse im Vordergrund.
- Der demokratische Führungsstil:Der demokratische Führungsstil wird auch kooperativer Führungsstil genannt. Sein wesentliches Merkmal besteht darin, dass die Mitarbeiter in das Geschehen einbezogen werden.Die Führungskraft bespricht Entscheidungen mit ihrem Team, lässt Diskussionen zu und ermöglicht ihren Mitarbeitern, sich einzubringen. Die Grundidee der Zusammenarbeit bildet die gegenseitige Unterstützung, wobei die Führungskraft trotzdem diejenige bleibt, die die endgültigen Entscheidungen trifft.
- Der Laissez-faire-Führungsstil:Die Bezeichnung dieses Führungsstils geht auf die französische Redewendung für „machen lassen“ oder „gewähren lassen“ zurück. Die Idee hinter diesem Führungsstil ist, dass sich die Führungskraft weit zurückzieht und ihren Mitarbeitern viele Freiheiten einräumt.Die Mitarbeiter bestimmen selbst, wie sie ihre Arbeit organisieren und ihre Aufgaben erledigen. Die Führungskraft stellt nur die notwendigen Informationen zur Verfügung, greift ansonsten aber nicht ins Geschehen ein.
Neben diesen drei grundlegenden Führungsstilen werden, je nach Modell, zahlreiche weitere Führungsstile unterschieden. In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Führungsstilen dann um Abstufungen oder Mischformen, die sich aus den drei Grundführungsstilen ergeben.
Die situative Führung
Im Arbeitsalltag können sich unterschiedliche Situationen vorkommen. Deshalb wird heute die Annahme zugrunde gelegt, dass der Führungsstil die gegebenen Rahmenbedingungen und die aktuelle Situation berücksichtigen muss. In einem Notfall beispielsweise würde der demokratische Führungsstil wenig Sinn machen.
Hier muss es stattdessen klare Ansagen und konkrete Kommandos geben, denn in einer Notsituation bleibt keine Zeit, um jede Entscheidung erst einmal auszudiskutieren. Neben der Situation haben auch die Mitarbeiter Einfluss darauf, welcher Führungsstil angemessen erscheint.
So muss ein junger, unerfahrener Mitarbeiter anders geführt werden als eine gestandene Fachkraft mit langjähriger Praxis und ein lustloser Mitarbeiter braucht andere Impulse als ein sehr engagierter Mitarbeiter. Ein Führungsstil, der sich flexibel an die jeweilige Situation anpasst, wird als situative Führung bezeichnet.
Im Zusammenhang mit der situativen Führung hat sich das Modell der beiden Unternehmensberater Paul Hersey und Ken Blanchard etabliert. Ihre Theorie geht davon aus, dass Mitarbeiter unterschiedliche „Reifegrade“ haben.
Dabei unterscheidet das Modell zwischen vier Reifegraden:
[Grafik Führungsstil1]
Je nach Reifegrad sollte der Führungsstil dann eher personen- oder eher aufgabenbezogen sein. Bei der Personenorientierung liegt der Schwerpunkt auf den persönlichen Kontakten und der Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter. Der Vorgesetzte unterstützt den Mitarbeiter, setzt sich für ihn ein, lobt ihn für gute Leistungen und hilft ihm, Selbstbewusstsein aufzubauen.
Bei der Aufgabenorientierung stehen klare Anweisungen im Vordergrund. Die Führungskraft kommuniziert ihre Erwartungen, teilt die Aufgaben zu und legt fest, bis wann welche Vorgabe wie erfüllt sein muss.
Unter Berücksichtigung des Reifegrads leitet das Modell daraus vier verschiedene Führungsstile ab:
- Dirigieren (telling): Mitarbeiter mit einem geringen Reifegrad sollten stark aufgabenbezogen geführt werden. Die Führungskraft sollte klare Ansagen machen und mit verbindlichen Vorgaben arbeiten. Die persönliche Beziehung kann zurückstehen. Wichtiger ist, dass die Führungskraft ihren Mitarbeiter unterweist und anleitet, ihn also dirigiert.
- Überzeugen (selling): Mitarbeiter mit mäßigem Reifegrad sollten aufgaben- und personenbezogen geführt werden. Die Führungskraft sollte nach wie vor klare Ansagen machen und eher streng führen, gleichzeitig aber die persönliche Beziehung intensivieren, um den Mitarbeiter zu motivieren. Das Ziel ist, die fachlichen und die persönlichen Kompetenzen des Mitarbeiters zu fördern.
- Beteiligen (participating): Bei Mitarbeitern mit hohem Reifegrad sollte die Personenorientierung im Vordergrund stehen, während die aufgabenbezogene Führung weniger Anteile braucht. Die Führungskraft sollte die Mitarbeiter an den Entscheidungen beteiligen, dazu ermutigen, eigene Ideen einzubringen und in die Zielvereinbarungen einbeziehen.
- Delegieren (delegating): Mitarbeiter mit höchstem Reifegrad benötigen eigentlich kaum noch Führung. Sie sind kompetent genug, um ihre Aufgaben eigenständig zu organisieren. Auf eine besondere Zuwendung durch die Führungskraft sind sie ebenfalls nicht angewiesen. Deshalb kann die Führungskraft hier Verantwortung übertragen und auch anspruchsvolle Aufträge delegieren.
[Grafik Führungsstil2]
Ob diese vier Führungsstile tatsächlich eigenständige Führungsstile sind oder ob es sich nicht vielmehr um Abwandlungen der drei klassischen Führungsstile handelt, ist eine Frage der Auslegung.
Unabhängig davon liegt der große Pluspunkt des situativen Führens aber darin, dass es sich nicht um ein starres Modell handelt, sondern dass flexibel auf unterschiedlichste Ausgangssituationen reagiert werden kann.
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Endlich habe ich mal etwas Greifbares: Ich versuche schon seit Langem einen situativen Führungsstil auszuüben, aber so eine wirkliche Methodik hatte ich bisher nie.
Dass es jedoch der richtige Stil ist, wusste ich schon immer und jetzt weiß ich auch ganz genau, wie man es nennt, was vieles sehr viel leichter macht!