Bewerbungsgespräche

Bewerbungsgespräche

 

Soll ein neuer Mitarbeiter das bestehende Team ergänzen, wird die Führungskraft das eine oder andere Bewerbungsgespräch führen müssen. Bewerbungsgespräche zielen darauf ab, sich gegenseitig kennenzulernen und den Kandidaten ausfindig zu machen, der am besten zur offenen Stelle, dem Team und dem Unternehmen passt.

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Eine erste Vorauswahl hat bereits nach dem Sichten der Bewerbungsunterlagen stattgefunden. Nun soll das persönliche Gespräch dabei helfen, die endgültige und dabei richtige Entscheidung zu treffen. Damit dies gelingt, sollte die Führungskraft aber ein paar Punkte beachten.

 

Hier sind fünf Tipps für erfolgreich geführte Bewerbungsgespräche:

 

  1. Tipp: Eine angenehme Gesprächsatmosphäre schaffen.

Grundsätzlich gilt, dass sich die Führungskraft genug Zeit für das Bewerbungsgespräch nehmen sollte. Außerdem sollte das Gespräch in einem Raum stattfinden, in dem eine ungestörte Unterhaltung ohne ständige Unterbrechungen gewährleistet ist.

Platzt dauernd jemand ins Zimmer, klingelt laufend das Telefon oder muss die Führungskraft ständig auf die Uhr schauen, kann sich kein richtiges Gespräch entwickeln.

Außerdem könnte der Bewerber die Unterbrechungen nutzen, um sich seine nächsten Antworten zurechtzulegen. Andersherum könnten die Zwangspausen dazu führen, dass der Bewerber nur noch nervöser wird. Beides würde es erschweren, einen authentischen Eindruck vom Bewerber zu gewinnen.

 

  1. Tipp: Ein Gespräch auf Augenhöhe führen.

Die Führungskraft sollte immer im Hinterkopf behalten, welche Situation bei einem Bewerbungsgespräch gegeben ist. So sieht sich der Bewerber in der schwächeren Position, denn sein Gesprächspartner ist der Arbeitgeber und entscheidet als solcher über die berufliche Zukunft des Bewerbers.

Folglich wird der Bewerber zum einen nervös sein und zum anderen alles versuchen, um sich ein einem möglichst optimalen Licht zu präsentieren. Auf der anderen Seite ist ein Bewerbungsgespräch aber auch ein Werbegespräch für das Unternehmen.

Der Bewerber ist weder ein Bittsteller noch dem Unternehmen zu besonderem Dank verpflichtet, wenn es ihn einstellt. Stattdessen ist es genauso im Interesse des Unternehmens, qualifizierte, engagierte und motivierte Mitarbeiter in seinen Reihen zu haben.

Also sollte sich auch die Führungskraft darum bemühen, das Interesse des Bewerbers zu wecken und ihn für das Unternehmen zu gewinnen. Hinzu kommt, dass ein Bewerbungsgespräch Einfluss auf das Image des Arbeitgebers hat. So wird der Bewerber sicherlich in seinem Bekanntenkreis berichten, wie das Gespräch gelaufen ist und welchen Eindruck er vom Unternehmen hatte.

Um zu vermeiden, dass hierarchische Barrieren negativen Einfluss auf den Gesprächsverlauf nehmen, sollte sich die Führungskraft also darum bemühen, eine Unterhaltung auf Augenhöhe zu führen.

 

  1. Tipp: Das Gespräch clever strukturieren.

Wenn eine Stelle besetzt werden muss, hat sich das Unternehmen in aller Regel vorher über das Anforderungsprofil Gedanken gemacht. Es weiß also, was der neue Mitarbeiter können muss, welche Qualifikationen er braucht, welche Aufgaben er übernehmen wird und was für ein Typ Mensch er sein sollte.

Der Kriterienkatalog hilft der Führungskraft dabei, geeignete Kandidaten zu ermitteln und verschiedene Bewerber miteinander zu vergleichen.

Baut die Führungskraft das Bewerbungsgespräch aber falsch auf, nimmt sie sich die Chance, in Erfahrung zu bringen, wie gut der Bewerber dem Anforderungsprofil tatsächlich gerecht wird.

Ratsam ist, die Gesprächsinhalte in folgender Reihenfolge abzuarbeiten:

  • Begrüßung und kurzer Smalltalk zur Auflockerung
  • kurze Beschreibung des Unternehmens
  • Selbstpräsentation des Bewerbers
  • Fragen der Führungskraft zum Lebenslauf, besonderen Kenntnissen und Charaktereigenschaften des Bewerbers
  • Fragen an den Bewerber, wie er sich die Stelle vorstellt und welche Erwartungen und beruflichen Ziele er hat
  • ausführliche Beschreibung der ausgeschriebenen Stelle
  • Fragen an den Bewerber, die sich auf den Berufsalltag im neuen Job und die damit verbundenen Herausforderungen beziehen
  • Fragen des Bewerbers
  • Verabschiedung

Diese Reihenfolge bringt den großen Vorteil mit sich, dass sich die Führungskraft ein authentisches Bild vom Bewerber machen kann, bevor sie auf die Stelle zu sprechen kommt. Beschreibt sie den Job mit seinen Aufgaben, Anforderungen und typischen Abläufen zuerst, kennt der Bewerber die Erwartungen, denen er gerecht werden muss.

Folglich wird er solche Antworten geben, von denen er sich die meisten Pluspunkte erhofft. Für eine unverfälschte Einschätzung der Eignung hilft es der Führungskraft aber nicht weiter, wenn der Bewerber nur das sagt, was die Führungskraft vermutlich von ihm hören möchte.

 

  1. Tipp: Zuhören und wiederholen.

Wenn der Bewerber den Eindruck gewinnt, dass die Führungskraft echtes Interesse an ihm als Arbeitnehmer und als Person hat, wird er sich viel eher öffnen und auf einen Dialog einlassen. Deshalb sollte die Führungskraft zwar Fragen stellen, dem Bewerber aber auch die Möglichkeit geben, sie in Ruhe zu beantworten.

Gerät er ins Stocken, können weitere, offene Fragen dabei helfen, den Redefluss wiederherzustellen. Zudem sollte die Führungskraft auf Wertungen verzichten, denn wertende Kommentare können den Bewerber unsicher werden lassen und das aufgebaute Vertrauen gleich wieder zunichte machen. Eine hilfreiche Gesprächstechnik ist auch, bestimmte Aussagen des Bewerbers in eigenen Worten zu wiederholen.

Dadurch hat der Bewerber die Möglichkeit, noch einmal näher auf das Gesagte einzugehen und gleichzeitig werden Missverständnisse vermieden. Ein gutes Bewerbungsgespräch kennzeichnet sich dadurch, dass der Bewerber größere oder zumindest genauso große Gesprächsanteile hat wie die Führungskraft. Hat die Führungskraft mehr geredet als der Bewerber, hat sie zu wenig Interesse am Bewerber gezeigt.

 

  1. Tipp: Den Bewerber im Ganzen sehen.

Für eine objektive und vollständige Beurteilung ist es unabdingbar, den Bewerber als Ganzes zu sehen. So spielt nicht nur eine Rolle, was er sagt, sondern auch wie er etwas sagt und wie seine Körpersprache zu den Aussagen passt. Auch das Erscheinungsbild, das Auftreten und das Benehmen sind Details, die zum Gesamtbild gehören.

Die Führungskraft sollte zudem nicht den Fehler machen, Arbeits- und Schulzeugnissen eine zu große Bedeutung beizumessen. Beurteilungen sind oft sehr subjektiv und Arbeitszeugnisse dürfen ohnehin nicht zu schlecht ausfallen. Schulnoten sind zwar Anhaltspunkte, sagen aber nicht unbedingt etwas über die praktischen Qualitäten aus.

Die Führungskraft sollte sich deshalb nicht auf die Bewerbungsunterlagen verlassen, sondern sich im Gespräch Klarheit verschaffen. Dabei sollte die Führungskraft aber auch im Hinterkopf behalten, dass der Bewerber nervös ist und ihm die Fragen unangenehm sein könnten.

Solange er schlechte Noten, Fehlzeiten oder Brüche im Lebenslauf schlüssig erklären kann, ist alles in Ordnung. Aufhorchen sollte die Führungskraft erst dann, wenn sich der Bewerber in Widersprüche verstrickt, eine aggressive Verteidigungshaltung einnimmt oder seine Antworten auswendig gelernt klingen.

Hier kann es sich lohnen, nachzuhaken. Zum Schluss sei noch gesagt, dass die Führungskraft auch auf ihr Bauchgefühl hören sollte. Damit eine erfolgreiche Zusammenarbeit möglich wird, muss die Chemie zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter stimmen.

Manchmal ist es deshalb die bessere Entscheidung, einem Bewerber den Vorzug zu geben, der vielleicht nicht zu 100 Prozent zum Anforderungsprofil passt, mit dem die Führungskraft aber von Anfang an auf einer Wellenlänge lag, als einem topqualifizierten Bewerber, der ihr absolut unsympathisch ist.

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