Was Führungskräfte von Schauspielern lernen können

Was Führungskräfte von Schauspielern lernen können

Endlich ist sie da, die langersehnte Beförderung! Damit beginnt ein neuer Abschnitt im Berufsleben. Doch leicht wird es nicht. Denn die Rolle als Führungskraft bringt nicht nur eine andere Position und neue Aufgaben mit sich.

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Was Führungskräfte von Schauspielern lernen können

Vielmehr muss sich die frischgebackene Führungskraft auch bewusst werden, dass die ganze Situation eine andere ist. Es geht nicht nur darum, in eine Rolle zu schlüpfen und Chef zu spielen. Sondern es geht darum, diese Rolle mit Leben zu füllen.

Früher ging es um den Führungsstil

Bis vor wenigen Jahren war der Chef der Chef. Er hatte das Sagen, gab die Richtung vor und legte fest, was wann von wem zu tun ist. Endlose Diskussionen gab es nicht. Von einem Vorgesetzten wurde erwartet, dass er eine klare Linie hat und sich durchsetzen kann.

Ob eine solche Führung besser war, sei dahingestellt. Aber sie machte es doch ein ganzes Stück einfacher. Schließlich waren die Rollen klar verteilt. Und die Kompetenzen des Chefs wurden nicht in Frage gestellt. Okay, nicht jeder Chef steckte seine Mitarbeiter dadurch mit Begeisterung an, dass er als leidenschaftliches Vorbild für das Unternehmen lebte.

Manchmal war es einfach nur das autoritäre Auftreten mit klarem Vokabular, das keinen Zweifel daran ließ, wer der Chef ist. Aber der Chef konnte sich eben darauf konzentrieren, in erster Linie Chef zu sein.

Heute zählt die Situation

Irgendwann gab es dann den großen Wandel. Basisdemokratische Züge kamen auf und das Miteinander sollte vom Verständnis für alles und jeden geprägt sein. Der Chef sollte nun nicht mehr als autoritäres Leitbild vorangehen, sondern Teil des Teams sein. Chef und Mitarbeiter sollten sich auf einer Augenhöhe begegnen, mit letztlich den gleichen Rechten und Pflichten.

Heute ist eine gesunde Mischung gefragt. So soll die Führungskraft ihren Mitarbeitern als Teil des Teams nahe sein und auf einer kollegialen Ebene begegnen.

Gleichzeitig soll sie eine natürliche Autorität vorleben und eine gewisse Distanz wahren. Die Frage nach dem Führungsstil rückt in den Hintergrund. Vielmehr gilt es, die jeweilige Situation zu sehen und das Verhalten darauf abzustimmen.

Die Anforderungen sind vielfältig

Natürlich gab es die Entwicklungen und Veränderungen nicht von heute auf morgen. Aber selbst im sehr vereinfachten Zeitraffer wird deutlich, dass eine Führungskraft heute verschiedene Rollen ausfüllen muss. Je nach Situation und Mitarbeiter muss sie mal Chef, mal Mentor, mal Trainer und mal Controller sein.

Zusätzlich dazu ist sie als Vermittler zwischen der Geschäftsleitung und der Basis gefragt. Und das, obwohl die Führungskraft mitunter selbst zwischen den Stühlen sitzt. Sie soll die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter hören und ernst nehmen, gleichzeitig aber auch die Strategie des Unternehmens durchsetzen.

Die Führungskraft muss also den Spagat schaffen, allen Anforderungen, die einerseits von ihren Vorgesetzten und andererseits von ihrem Team an sie gestellt werden, irgendwie gerecht zu werden. Letztlich kann das nur gelingen, wenn die Führungskraft eben zwischen den Rollen wechselt.

Was Führungskräfte von Schauspielern lernen können

An dieser Stelle kommt die Schauspielerei ins Spiel. Auch ein Schauspieler wechselt die Rollen. Und dabei kann er die jeweilige Rolle nur dann überzeugend ausfüllen, wenn er sich darauf einlässt und sich damit identifiziert.

Das heißt natürlich nicht, dass die Führungskraft schauspielern, also anderen etwas vorspielen soll. Das wäre ein riesiger Fehler. Aber die Führungskraft kann viel von Schauspielern lernen, wenn es darum geht, ein Rollenverständnis zu entwickeln und eine glaubwürdige Rollenfindung umzusetzen. Konkret lassen sich folgende Parallelen ziehen:

  1. Geschichten erzählen

Ein Theaterstück oder ein Film stellt nicht einfach nur eine Aussage in den Raum. Vielmehr wird eine Geschichte erzählt, die sich entwickelt. Dabei muss die Geschichte so aufgebaut sein, dass der Zuschauer dem Verlauf folgen und die einzelnen Handlungen einordnen kann.

In der Führung ist es ähnlich: Alle Entscheidungen und Handlungen der Führungskraft sollten eine klare Absicht haben. Ist kein Ziel erkennbar, können die Mitarbeiter kaum nachvollziehen, was das Ganze soll. Folglich werden sie die Anweisungen bestenfalls halt irgendwie umsetzen.

Gleichzeitig hat jede Handlung und jede Entscheidung sowohl eine Vorgeschichte als auch eine Geschichte, die darauf folgt. Nur kennen die Mitarbeiter diese Geschichten nicht unbedingt. Deshalb sollte die Führungskraft ihre Geschichte erklären, indem sie die Hintergründe erläutert und ihre Entscheidungen begründet.

Andersherum kennt die Führungskraft nicht immer die Geschichte, die hinter einem bestimmten Verhalten eines Mitarbeiters steckt.

Dann ist es ihre Aufgabe, diese Geschichte zu erfragen. Dadurch zeigt sie einerseits, dass sie Interesse an ihren Mitarbeitern hat und deren Bedürfnisse und Ideen ernst nimmt. Andererseits schafft sie auf diese Weise die Grundlage für den weiteren, gemeinsamen Führungsweg.

  1. Bühnenpräsenz zeigen

Ein Schauspieler kann nur dann überzeugend spielen, wenn er die volle Bühnenpräsenz hat. Er muss sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren, seine Rolle leben und alles andere für den Moment ausblenden.

Auch in der Führung ist diese Präsenz gefragt. Die Führungskraft muss sich auf die Situation und die Aufgabe konzentrieren, um die es gerade geht. Alles, was nicht dazugehört, muss zur Seite geschoben werden.

Das gilt für persönliche Befindlichkeiten genauso wie für andere Aufgaben. Eine Führungskraft wirkt nicht glaubwürdig und überzeugend, wenn sie zwar mit einem Mitarbeiter spricht, in Gedanken aber offensichtlich schon beim nächsten Meeting ist.

  1. Professionell improvisieren

Bei Theaterstücken steht der Ablauf fest. Jeder Schauspieler hat seine Rolle und seinen Text. Das Stück beginnt am Anfang, führt durch die verschiedenen Akte und endet am Schluss. Es wird nicht wild im Stück hin- und hergesprungen.

Trotzdem ist es manchmal notwendig, zu improvisieren. Zum Beispiel, wenn sich die Situation ändert, weil ein Schauspieler seinen Text vergessen hat. Dann muss sein Mitspieler ein Stichwort aufgreifen und reagieren.

Ein ähnliches Verhalten sollte sich auch die Führungskraft aneignen. Mitarbeiter ernst zu nehmen oder auf Kunden einzugehen, heißt nämlich letztlich nichts anderes, als zuzuhören und sich ernsthaft auf das Gespräch einzulassen.

Es gilt, aufmerksam zu sein, Details wahrzunehmen und auf das Gesagte zu reagieren. Dazu gehört auch, andere Meinungen zuzulassen und nicht von vorneherein alles abzublocken, was vom eigenen Bild abweicht.

Auf der anderen Seite zählt bei einem Gespräch weniger, was gesagt wird. Entscheidend ist vielmehr das, was beim Gegenüber ankommt. Deshalb müssen die Worte, die Stimme und die Körperhaltung eine Einheit bilden. Denn nur wenn diese drei Komponenten übereinstimmen, nimmt der Zuhörer die Inhalte in der Form wahr, wie es der Sprecher vermitteln will.

  1. Offen für Neues sein und Fehler zulassen

Nicht jedes Theaterstück ist ein Erfolg und nicht jeder Film ein Kassenschlager. Doch für das Publikum wäre es überaus langweilig, wenn immer nur die gleichen Stücke in immer der gleichen Inszenierung gespielt würden, bloß weil sie erfolgreich waren.

Und auch ein Schauspieler wäre vermutlich nicht erfüllt, wenn er sein Leben lang ein- und dieselbe Rolle spielen müsste und nie für einen anderen, neuen Charakter besetzt würde.

Als eine Art Regisseur sollte auch die Führungskraft die Rollen immer wieder neu verteilen. Natürlich hat jeder Mitarbeiter seine Rolle im Team. Aber das heißt nicht, dass seine Entwicklung damit abgeschlossen ist. Die Führungskraft sollte ihn fördern und darin unterstützen, Neues auszuprobieren.

Dabei macht es nichts, wenn der Mitarbeiter einen Fehler macht. Das kann passieren. Die Aufgabe der Führungskraft besteht dann darin, den Mitarbeiter zu unterstützen und ihm die Chance zu geben, es beim nächsten Mal besser zu machen. So wie Eltern einem Kleinkind immer wieder auf die Beine helfen und mit ihm üben, bis es irgendwann alleine und sicher laufen kann.

Und noch etwas:

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Die Denkweise, dass jeder Mensch ersetzbar ist, sollte die Führungskraft für sich streichen. Ihr Team gehört zusammen. Und es gilt, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Auch in der Schauspielwelt gibt es Rollen, die immer mit bestimmten Schauspielern in Verbindung gebracht werden, weil sie diese geprägt haben.

Ein anderer Schauspieler kann so eine Rolle zwar ebenfalls spielen. Doch er wird das auf seine Weise tun. Dabei wird er den anderen Schauspieler nicht ersetzen – sondern der Rolle bestenfalls ein anderes Gesicht geben.

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Sabine Nauer - Trainingsentwickler und Beraterin in Personalentwicklung, Michael Patzek - Personalreferent, Maike Müller - Trainingscoach für Führungskräfte, sowie Ferya Gülcan - Redakteurin, Unternehmerin und Betreiberin dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Anleitungen und Ratgeber zur Motivation von Mitarbeitern, Weiterbildung von Führungskräften und dem Personalwesen.

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